MINT: Schöne Bilder und wissenschaftliche Daten

Bericht von Carla Willenbring (EF):

Das MINT-EC-Schülercamp „Astronomie 2.0“ fand vom 2.9. bis 6.9.2024 immer von 9:30 Uhr bis 17:30 Uhr im Institut für Planetologie an der Uni Münster statt. Das Camp richtete sich an Schülerinnen und Schüler aus der Region mit Interesse an Astronomie. Dabei lernten ich und die anderen Teilnehmer unter anderem, wie man mithilfe von über das Internet fernsteuerbaren Teleskopen, die auf der ganzen Welt verstreut sind, Aufnahmen astronomischer Objekte macht und diese für weitere Zwecke bearbeitet.

Die Woche begannen wir zunächst mal damit, das Arbeiten mit den fernsteuerbaren Teleskopen kennenzulernen. Diese sind Teil des Las Cumbres Observatory (LCO), das ein Netzwerk von Forschungsteleskopen rund um die Welt unterhält. Eine Besonderheit ist, dass über das Faulkes Telecope Project aus dem Vereinigten Königreich Beobachtungszeit an diesen Teleskopen auch für uns als Amateure aus der Schule beantragt werden kann.

Unser Campleiter Paul Breitenstein zeigte uns also am ersten Tag, wie wir über die Website des LCO eigene Beobachtungen in Auftrag geben können, zum Beispiel beim großen Teleskop auf dem Haleakala auf Hawaii mit seinem 2-m-Spiegel. Andererseits konnten wir aber auch die Aufnahmen abrufen, die andere Benutzer schon vor uns erstellt hatten. Ergänzt wurde das ganze durch eine Einführung in die physikalischen Hintergründe des Sehprozesses im Auge, von optischen Grundbauteilen wie Linsen sowie der Funktionsweise moderner Teleskope mit ihren angeschlossenen astronomischen Kameras. Nicht zuletzt erzählte uns Prof. Gundlach vom Institut für Planetologie Interessantes über die Arbeit seiner Forschungsgruppe.

In den nächsten Tagen hatten wir insgesamt sieben Real Time Slots am LCO, das heißt, wir hatten jeweils eine halbe Stunde Zeit, um live ein Teleskop entweder auf Hawaii oder in Australien zu steuern und damit Aufnahmen zu machen.

Einerseits beobachteten wir viele verschiedene Deep-Space-Objekte wie Galaxien, Nebel und Sternhaufen. Die Rohdaten ergeben allerdings noch keins der bunten Bilder, wie sie diesem Artikel beigefügt sind. Stattdessen können die Kameras an den Teleskopen „nur“ registrieren, wie viel Licht an jedem Punkt des Bildes eintrifft. Macht man nun mehrere Aufnahmen eines Objekts mit verschiedenen vorgeschalteten Filtern, hat man so für verschiedene Wellenlängen des Lichts (sprich: verschiedene Farben) die Information, in welcher Intensität das beobachtete Objekt darin strahlt. Mithilfe von Bildbearbeitungssoftware (wie dem freien Programm GIMP), kann man dann diese Informationen zu einem einzigen (dann farbigen) Bild abmischen.

Anderseits nahmen wir auch relativ nahe Objekte ins Visier, nämlich diverse Kometen und Asteroiden aus unserem Sonnensystem. Jeden Tag entdecken automatische Himmelsdurchmusterungs-Systeme zahlreiche dieser Himmelskörper, die noch nicht in den Datenbanken verzeichnet zu sein scheinen. Die tatsächliche Existenz dieser Kandidaten sollte verständlicherweise nach Möglichkeit dann noch durch menschliche Beobachtungen bestätigt werden. Dazu fertigten wir Aufnahmeserien von Ausschnitten des Himmels an und schalteten die einzelnen Bilder hintereinander. Aufgrund ihrer im Vergleich zu den Fixsternen extrem schnellen Bewegung zeichneten sich dann die Kometen und Asteroiden als bewegte Objekte in diesen „Filmen“ ab. Mithilfe spezieller Astrometriesoftware konnten wir dann die genaue Position dieser neu entdeckten Objekte ermitteln und an das Minor Planet Center (MPC) senden.

Unter anderem vermaßen wir so die Bahnen des nun so genannten Kometen P/2024 R1 sowie des Asteroiden 2024 RX3 (verlinkt sind jeweils Visualisierungen aus der JPL Small Body Database). 2024 RX3 ist laut dieser Messungen ein sogenannter Apollo-Asteroid, was bedeutet, dass er die Erdbahn kreuzen und irgendwann mit der Erde kollidieren könnte. Es ist daher wichtig, solche Objekte im Auge zu behalten. Unsere Messwerte wurden in den offiziellen wissenschaftlichen Veröffentlichungen des MPC veröffentlicht (siehe für die beiden genannten Objekte hier bzw. hier), so dass unsere Namen nun für immer in die Wissenschaft eingegangen sind 😉 .

Nicht zuletzt nutzten wir freie Arbeitsphasen, um zwischendurch immer mal wieder Aufnahmen unserer Sonne zu machen, die im Moment sehr aktiv ist. So konnten wir unter anderem sehen, wie sich die Position der Sonnenflecken auf ihrer Oberfläche von Tag zu Tag ändert, weil sich auch die Sonne um sich selbst dreht.

Insgesamt bot die Woche eine Menge spannender Erfahrungen und neue Einsichten. Auch das Kennenlernen anderer Astronomie-interessierter Leute aus der Umgebung war sehr nett. Ich danke den Organisatoren und kann jedem nur empfehlen, auch einmal an diesem Camp teilzunehmen!